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Unsere Wurzel: (Ver-) Bindung

Was braucht ein Mensch, um mental gesund zu sein und zu bleiben? Was brauchen wir und unsere Kinder im Jahr 2021, um in eine starke Zukunft fliegen zu können? Genau um diese Fragen dreht sich unsere Arbeit in der Wurzeln & Flügel Familienakademie. Wie wir mit unseren Kindern (und unseren Mitmenschen) umgehen, ist stark geprägt von der Kultur, in der wir leben und davon, wo wir sowohl familiär und gesellschaftlich als auch stammesgeschichtlich herkommen. Noch heute sind zahlreiche Annahmen und Ammenmärchen über Säuglingspflege und Kindererziehung weit verbreitet, welche die Wurzeln unsere Kinder eher verkümmern lassen und ihre Flügel stutzen statt diese zu stärken. In diesem Beitrag erzähle ich dir, warum Bindung und die Stärkung von Familien unsere zentralen Themen sind.

Kein anderer als Johann Wolfgang von Goethe hat schon gesagt: Zwei Dinge sollten Kinder von ihren Eltern bekommen: Wurzeln & Flügel. Nur: Wie geht das eigentlich in diesen außergewöhnlichen Zeiten und in unserer modernen, schnelllebigen Welt? Um unseren Kindern starke Wurzeln zu schenken, hilft zunächst ein Blick auf unsere eigenen Wurzeln: Wo kommen wir eigentlich her?

Unser Herzbaum. Eine sichere Bindung ist die Basis für mentale Gesundheit. Und die brauchen wir und unsere Kinder. Jetzt und in Zukunft.

Wie die Wurzeln den Baum mit Mutter Erde verbinden, sind wir Menschen über die Bindung mit unseren Eltern und unserem Clan, unserer Gesellschaft verwoben. Bindung prägt Gesinnung sagt Herbert Renz-Polster (eins der Bücher, die noch auf meinem Bücher-Wunschzettel stehen). Ich sage: Bindung prägt das ganze Leben. Bindung prägt, ob unser Leben gelingt. Ob wir uns mit anderen Menschen, Lebewesen und diesem Planeten verbunden fühlen. Oder noch größeren Entitäten, wie Gott, Mutter Erde, Gaia oder auch Laniakea – mein persönlicher Favorit. Ich staune immer wieder über die Ähnlichkeit zwischen den Strukturen in den Weiten unseres Universums zu denen in unserem Körper. So erinnern mich die Visualisierungen im folgenden Video immer wieder an bildgebende Verfahren und Abbildungen unseres Gehirns.

Wir sind alle Laniakeaner. Heimat des Homo Sapiens: Milchstraße, dritter Planet von der Sonne, Erde.

Jeder einzelne Mensch ist Teil eines größeren Ganzen. Und egal, wie spirituell du bist, wirst du mir sicher zustimmen, dass wir Teil des Ökosystems Erde sind, welches derzeit ökologisch und gesellschaftlich ziemlich aus dem Gleichgewicht geraten ist. Das Gefühl der Verbundenheit mit diesem System unterstützt die Bereitschaft, für seinen Erhalt einzustehen. In der Wurzeln & Flügel Familienakademie wollen wir daher nicht nur einen persönlichen Mehrwert für unsere Kunden schaffen, sondern auch einen gesellschaftlichen Effekt erzielen. So zum Beispiel das Bewusstsein dafür, dass wir gemeinsam unseren Planeten und unsere Gesellschaft „retten“ können. Wir sind überzeugt davon, dass wir gemeinsam die Herausforderungen der Zukunft meistern werden und schon jetzt einen großen Beitrag leisten, indem wir unseren Kindern ein entsprechendes Reisegepäck mit auf den Weg geben.

Den sicheren Hafen für unsere Kinder bauen – Grundsteine in den ersten drei Lebensjahren

Im Artgerecht Projekt gehen wir davon aus, dass sicher gebundene Menschen auch mental gesunde Menschen sind, die wir brauchen, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern. Die Grundlage dafür legen wir in den ersten drei Lebensjahren unserer Kinder. Doch Nicola Schmidt weist in ihrem Elternkompass auch darauf hin: „Für eine schöne Kindheit ist es nie zu spät!“

Trotzdem gilt hier: Je früher wir mit der Prävention ansetzen, desto besser. Deshalb machen wir „Earliest Intervention“ für ein gesundes und gelingendes Leben: Wir beraten und begleiten Eltern dabei, sich selbst und ihren Kindern von Anfang an einen sicheren Hafen zu bauen.

In unserem Arbeitsfeld „Bindung“ widmen wir uns daher den Themen:

  • Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett,
  • Stillen,
  • Tragen,
  • Windelfrei,
  • Babyzeichensprache,
  • Bewusste und wertschätzende Kommunikation &
  • Betreuung.

Denn das Wissen darum, was ein kleiner Homo Sapiens wirklich braucht, um sich geborgen und sicher zu fühlen und sich sowohl körperlich als auch mental gesund zu entwickeln, nimmt ganz viel Stress raus für Eltern.

Feinfühligkeit: Bedürfnisse erkennen sowie prompt und angemessen reagieren

Die wichtigste Kompetenz für Eltern ist ihre Feinfühligkeit. Diese beschreibt die „prompte und angemessene Reaktion“ auf die Bedürfnisse des Kindes. Bei der Frage danach, was denn genau prompt und angemessen ist, kommt eine wichtige Komponente hinzu: Die Zeit und damit der Entwicklungsstand des Kindes.

Ein Neugeborenes ist eine physiologische Frühgeburt. Wir tun also gut daran, diesem jedes Bedürfnis sofort zu erfüllen – ganz so wie es im Mutterleib noch ganz automatisch alles bekommen hat, was es braucht. Hier ist das Kind noch über dieses Wunderwerk Plazenta mit dem Körper der Schwangeren verwurzelt.

Zeichnung einer Plazenta von Pearson Scott Foresman. Auch hier eine faszinierende Ähnlichkeit zu Strukturen im Großen. https://commons.m.wikimedia.org/wiki/File:Placenta_(PSF).png

Im Moment der Abnabelung wird diese Symbiose abgelöst durch dieses zauberhafte Band, das uns auf eine ganz neue Art mit diesem kleinen Menschenkind verbindet. Dieser Zauber ist nicht an die genetische Verwandschaft gekoppelt oder gar auf die Mutter begrenzt. Nein, es kann jeden Treffen. Denn das Baby ist ganz darauf programmiert uns zu sagen: Hab mich lieb! Es ist darauf angewiesen, dass ein feinfühliger Erwachsener es versorgt und seine Bedürfnisse erfüllt. Erst wenn diese Bedürfnisse nicht erfüllt sind, wird der (gesunde) Körper des Babys mit Stress reagieren. Sein Bindungssystem im Gehirn wird aktiviert, denn es braucht Unterstützung. Es weiß vielleicht noch nicht genau, was ihm fehlt. Doch es ist dabei, dies herauszufinden. 

Schreit es? Vielleicht. Doch das muss gar nicht sein. Denn neben dem Schreien kann dieser kleine Mensch schon auf vielfältige Weise seine Bedürfnisse kommunizieren. Tatsächlich bringt ein Neugeborenes bereits schon faszinierende Kompetenzen mit. Ein paar Beispiele gefällig?

Wird ein Homo Sapiens Baby direkt nach der Geburt auf die Brust der Mutter gelegt, wird es zunächst erstmal staunen und mit wachem Blick das erste Mal in die Augen der Mutter schauen. Ein magischer Moment! Und wenn die Bedingungen günstig sind werden die Eltern in der ersten magischen Stunde Zauberhaftes erleben. Das Phänomen des Breastcrawlings ist zutiefst beeindruckend. Wenn das Neugeborene seinen Kopf zielsicher Richtung Brustwarzen bewegt und sich mit Unterstützung aktiv Richtung Nahrungsquelle und dem bekannten Herzschlag bewegt.

Das folgende Bild zeigt die frühen, mittleren und späten Hungerzeichen. Diese sind ein Beispiel dafür, wie kompetent unsere Babys ihre Bedürfnisse kommunizieren können. Feinfühligkeit hilft uns, ihre Sprache zu lernen.

Wenn wir feinfühlig auf das Baby eingehen, werden wir seine Bedürfnisse erkennen und prompt darauf reagieren können – lange bevor es so unter Stress steht und anfängt zu weinen. Wenn wir wissen, wie unser Baby seine Bedürfnisse kommuniziert, können wir uns selbst und dem Kind eine Menge Stress ersparen. Denn den können wir beide nicht gebrauchen.

Stress ist der größte Feind der Feinfühligkeit

Damit Eltern Wurzeln & Flügel stärken können, brauchen sie neben dem Wissen, was Babys und Kinder brauchen, um sich gesund zu entwickeln noch ganz viel mehr. Bei aller Bindungs- und Bedürfnisorientierung bleibt nämlich eins oft auf der Strecke: Die eigenen Bedürfnisse.

Immer wieder kramen die Social Media Manager von Zeit Online einen Artikel über Attachment Parenting aus dem Archiv, der mich sehr traurig macht. Denn wie die Autorin verstehen viele Eltern (ob sie den Weg nun befürworten oder nicht) eines nicht: Es geht eben nicht nur um die sofortige Erfüllung der Bedürfnisse des Babys oder Kleinkindes. Und auch nicht um die Bindung allein zur Mutter.

Kinder gedeihen umso besser, je mehr Unterstützung die Mutter erhält. Zwar brauchen Kinder zumindest eine feinfühlige erwachsene Person, um sich gesund zu entwickeln. Doch besser ist ein Bindungsnetzwerk, im artgerecht Projekt sprechen wir vom Clan, in welchem wir eingebettet sind. Denn wir Menschen sind nicht dafür gemacht, die Aufzucht unserer Kinder alleine zu bewältigen.

Wieso rücken die eigenen Bedürfnisse so oft so sehr in den Hintergrund? Auch mir ist das passiert und der Hormoncocktail gerade im ersten Jahr nach der Geburt hilft dabei natürlich immens. Oxytocin, Endorphine und das zauberhafte Prolaktin machen uns Mütter (und auch die Väter!) manchmal zu wahren Zombies, die mit Freude und Ekstase alles für ihren Nachwuchs tun würden. Es ist uns ein wichtiges Bedürfnis, diesem kleinen Zauberwesen alles zu geben, was es braucht. Milchkotze auf Klamotten, 24-7-out-of-bed-frisur, seit Tagen nicht geduscht. Egal! Hauptsache das Baby kuscheln, die kleinen Finger und Zehen bestaunen, lustige Grimassen schneiden… Dem Charme eines so kleinen Menschen können nur wenige widerstehen. Und das ist gut so!

Alles an diesen kleinen Homo Sapiens Wesen schreit nämlich auch: Hilft mir! Und unser Körper reagiert extrem darauf. Wenn ich ein Baby weinen höre, spüre ich immer ein und die selbe körperliche Reaktion: Blutdruck und Puls gehen hoch – mittlerweile habe ich glücklicherweise zumindest keinen Milchspendereflex mehr… Geht es dir da auch so? Hast du schonmal darauf geachtet? Es entsteht körperlicher Stress in uns, denn wir wissen genau: Dieses Wesen braucht Hilfe. Es ist hilflos ohne uns. Unser Fürsorgesystem wird aktiviert und mit ihm das in unserem Gehirn gespeicherte Fürsorgeverhalten.

Wir nehmen das Baby auf, wir tragen es, wir beschützen es. Wir sprechen intuitiv in höheren Tönen, halten das Kind etwa 30cm von unserem Gesicht entfernt und sorgen durch unseren eigenen Körper unterstützt für das Überleben des Nachwuchses.

Dabei ist die konkrete Säuglingspflege gar nicht in unseren Genen gespeichert. Sie ist vielmehr eine sozial erlernte Fähigkeit. Das ist der Preis für unsere Flexibilität. Der Mensch kann in jedem Habitat überleben, weil er sich so gut anpassen kann. Doch ein Baby in der Wüste Gobi braucht etwas anderes als ein Baby in der Arktis oder im Großstadt-Dschungel. Abgesehen von Nähe, Fürsorge und Nahrung.

Und so ist selbst das Stillen eine Fähigkeit, die wir Mütter uns erst durch Zusehen und Nachahmen aneignen. Kennst du die Geschichte der von Menschen aufgezogenen Gorilla-Dame, die ihr erstes Kind nicht versorgen konnte, weil sie nicht wusste, wie sie es stillen soll? Sie hielt es zwar an ihre Brust, aber es gelang ihr nicht, es anzulegen.  In ihrer nächsten Schwangerschaft wurde eine Menschenmutter mit Baby ins Affenhaus eingeladen und die Gorilla Dame beobachtete diese beim Stillen zunächst verhalten, dann interessiert. Und tatsächlich: Diesmal gelang es ihr und ihr Baby brauchte nicht von ihr getrennt und mit der Flasche aufgezogen zu werden.

Genau so verhält es sich mit uns Homo Sapiens Eltern. Wenn wir vor unserer Elternschaft noch nie gesehen haben, wie wir mit diesem kleinen Lebewesen umgehen sollen, stellt uns das vor große Herausforderungen. Wir sind eine kooperativ aufziehende Art und brauchen jemanden, der es uns vor macht. Und gleichzeitig kursieren nach wie vor zahlreiche Ammenmärchen darüber, was Babys brauchen.

Denn genau dieses evolutionäre Erfolgsrezept des sozialen Lernens hat auch eine Kehrseite. Wie wir unseren Nachwuchs behandeln ist stark durch unser kulturelles Erbe geprägt. Wir als Kriegsenkel tragen zahlreiche soziale und epigenetische Effekte in uns – und sind alle eingeladen, uns diese mal genauer anzuschauen. Denn so vieles davon schadet der Gesundheit unseres Nachwuchses sowohl auf körperlicher als auch auf seelischer Ebene.

Das Wissen, was Kindern nachhaltig gut tut und was sie brauchen, ist schon lange da. Es ist an der Zeit, dieses Wissen weiter in die Welt zu tragen. Denn oft sind Eltern verunsichert, wenn sie Ratschläge von den eigenen Eltern und Großeltern hören, z.B. „Schreien lassen macht die Lungen stark!“ oder „Du darfst es nicht immer sofort hochheben, sonst verwöhnst du es zu sehr.“ Richtig tricky wird es dann mit Kleinkind, wenn du dir nicht auf der Nase rumtanzen lassen sollst, weil du einen kleinen Tyrannen groß ziehen wirst. Das löst Druck aus und macht Stress, vor allem wenn darüber handfeste Konflikte entstehen – auch zwischen Partnern. Ammenmärchen besonders übers Stillen, Beikost, über das Tragen oder zum Sauberwerden halten sich leider auch hartnäckig unter Fachpersonal wie Hebammen oder Kinderärzten. Das setzt zusätzlich unter Druck und macht deutlich, wie viel Aufklärung in diesem Bereich noch nötig ist.

Stress raus – Gelassenheit, Zuversicht und Freude rein!

In der Wurzeln & Flügel Familienakademie wollen wir Eltern mehr Sicherheit und Vertrauen in sich und ihr Baby geben. Wir wollen sie dabei unterstützen, feinfühliger mit sich und ihren Kindern umzugehen, um den sicheren Hafen für ihre Familie zu bauen.

Wir wollen einen Ort schaffen, an denen Eltern ihr Dorf finden, das sie brauchen, um ihre Kinder groß zu ziehen. Bis wir eigene Räumlichkeiten in Duisburg-Süd eröffnen können, bauen wir dieses Dorf zunächst Online auf. In unserer Facebook-Community findest du einen Raum für Austausch, gegenseitige Inspiration und bekommst regelmäßig Impulse für mehr Gelassenheit und Freude im Familienalltag. Unsere Offenen Artgerecht Treffen finden derzeit online am virtuellen Lagerfeuer statt. Auch hier geht es um Austausch von Ideen und Lösungen für den Alltag mit Baby und Kleinkind.

Und wenn dein Baby oder Kleinkind momentan ständig für dich zum Säbelzahntiger wird und du dich ausgebrannt fühlst: Lass uns reden! Ich schenke dir 30 Minuten meiner Zeit und wir nehmen gemeinsam dein Stresserleben und deine aktuelle Situation unter die Lupe. Am Telefon gebe ich dir einen sofort umsetzbaren Impuls an die Hand, um mehr Gelassenheit und Leichtigkeit in deinen Lockdown-Alltag zu holen. Manchmal braucht es nur einen kleinen Blick von Außen und die ein oder andere Frage, um Knoten zum Platzen zu bringen. Die Lösung schlummert schon in dir. Ich helfe dir, sie zu finden.

Gemeinsam mit unseren Kunden verändern wir die Welt. Wir legen hier und heute den Grundstein für eine starke Zukunft. Willst du mitmachen?

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