Erziehung,  Kindergartenkind,  Mobbing-Prävention,  Schulkind,  Stark auch ohne Muckis

Was mich an unserem Schulsystem aufregt

In den letzten Tagen gab es immer wieder Situationen, in denen ich mich mit Eltern über unser Schulsystem in Deutschland unterhalten habe. Egal wie wir auf das Thema kamen, wir waren uns in einem Punkt alle einig:

Unser aktuelles Schulsystem muss sich dringend verändern und wird unseren Kindern nicht gerecht.

Was auch klar wurde: Es liegt meist nicht am Lehrpersonal oder der Schulleitung, sondern an den Vorgaben der Politik. Denn oft gibt es Vorgaben vom Land, an die die Schulleitungen gebunden sind, egal was sie selber davon halten.

Nur ein kleines Beispiel, um dies zu verdeutlichen:

Die Schulleiterin meines Sohnes wollte für das neue Schuljahr 2023/2024 zwei kleine Klassen mit Erstklässlern aufnehmen. Dafür hätte sie sowohl Platz, als auch das Personal. Es spricht also aus meiner Sicht und auch aus Sicht der Schulleitung und der anderen Eltern nichts dagegen, dies auch umzusetzen. Letztlich ist die Schule bekannt dafür, dass hier die Kinder und ihre Bedürfnisse gesehen werden und dass versucht wird, so gut es geht, auf die Kinder einzugehen und den Bedürfnissen der Schüler:innen gerecht zu werden. Einer der Gründe, warum wir uns für unsere Zwerge für diese Schule entschieden haben.
Dies kann natürlich mit kleinen Klassen auch viel besser gelingen.
Das Land NRW macht der Schulleiterin jedoch einen großen Strich durch die Rechnung! Sie darf fürs neue Schuljahr nun nur eine große Klasse von 30! Schülern öffnen und muss daher zum ersten Mal Kinder abweisen. Für sie war das, wie ein Schlag ins Gesicht. Wir haben hier eine motivierte, sehr engagierte Schulleitung, die ihren Fokus auf ihre Schüler:innen legt und den Kindern den besten Start ins Schulleben geben möchte, den sie kann. Doch gegen solche Vorgaben hat sie keine Chance, denn an die Vorgaben vom Land muss sie sich halten, ob sie ihr gefallen, oder nicht.


Mich macht sowas im ersten Moment vor allem wütend. Da haben wir jemanden, der für seinen Beruf als Schulleitung brennt und einen Unterschied machen möchte, jemanden der die Kinder wirklich sieht und dann wird das alles von oben kaputt gemacht. Doch mit Wut alleine wird sich nichts ändern. Daher heißt es jetzt, nach vorne schauen und überlegen, was ich tun kann, um etwas zu verändern.

Doch bevor wir etwas verändern, schauen wir uns die Situation erstmal genauer an:

Die neuen Erstklässler werden also im Sommer nur eine Klasse bilden, dafür aber gleich mit 30 Kindern ein Klassenzimmer füllen. Dass das zu viel ist, sollte jedem klar sein.
Da können die Lehrer:innen noch so engagiert und motiviert sein, es wird ihnen unmöglich sein, auf die Bedürfnisse der Kinder einzugehen. Sie werden keine Chance haben, alle Kinder so zu begleiten, wie es nötig ist.
Die ruhigen Kinder werden in der Masse untergehen und fallen gar nicht auf. Im schlimmsten Fall, fallen sie am Ende komplett hinten rüber und kommen nicht mehr mit. Andere werden Methoden finden um aufzufallen, damit sie die Aufmerksamkeit bekommen, die sie haben wollen und das um jeden Preis. Denn auch negative Aufmerksamkeit, ist besser, als gar keine Aufmerksamkeit. So wird das eine Kind vielleicht zum Klassenclown und macht die ganze Zeit Quatsch, andere fangen an, einander zu ärgern oder ähnliches.
Natürlich wird es auch hier die Kinder geben, die versuchen im positiven aufzufallen, Kinder die anderen helfen, gut im Unterricht mitarbeiten und sich für ihre Klassenkameraden einsetzen.
Die Lautstärke in den Klassen wird auf jeden Fall steigen und somit auch das Stresslevel, sowohl bei den Kindern als auch bei den Lehrer:innen. Das führt zu hohem Krankheitsstand beim Schulpersonal und den Kindern und somit zu Unterrichtsausfall, den dann auch wir als Eltern mal wieder irgendwie auffangen müssen.
Auch die Konflikte der Kinder untereinander und mit den Lehrer:innen sind bei solchen Klassengrößen doch schon vorprogrammiert. Denn wenn wir im Dauerstress sind, können wir nicht mehr feinfühlig mit unserem Gegenüber umgeben. Dann sehen wir in allem und jedem den Säbelzahntiger. So dauert es nicht lange, bis das Klassenklima kippt. Dieses Problem ist nicht neu und wird durch große Klassen lediglich verstärkt.

Laut einer Studie der Bertelsmannstiftung von 2019, bei der 3448 Schüler zwischen 8 und 14 Jahren befragt wurden, fühlen sich ein Viertel unserer Kinder und Jugendlichen an ihren Schulen nicht sicher.
Besonders der Anteil der Grundschüler ist hierbei sehr hoch. 30 % der betroffenen Schülerinnen und Schüler gaben an, im Vormonat gehänselt oder ausgeschlossen worden zu sein.

Diese Zahlen zeigen sehr deutlich: Es betrifft schon viel zu viele unserer Kinder!

Wenn ich diese Zahlen lese, wird mir richtig schlecht. Und eins ist wohl auch klar, die Zahlen sind mit großer Sicherheit in den letzten Jahren weiter gestiegen.
Als Mutter und auch als Resilienz Trainerin frage ich mich dann, wer trifft solche Entscheidungen und vor allem warum?
Es gibt so viele Forschungsergebnisse, die deutlich machen, dass es viel mehr Sinn macht, in kleineren Lehrngruppen zu arbeiten. Denn nur dann kann auch auf jede:n eingegangen werden. Wie soll ein:e Lehrer:in auf einzelne Kinder eingehen, wenn 30 Kinder im Klassenraum sitzen? 30 Individuen, die nun mal alle ihre Eigenheiten mit sich bringen, die alle auf unterschiedlichste Weise gefördert und gefordert werden müssten. Das kann nicht funktionieren, egal wie engagiert die Lehrkraft ist. Wen wundert es dann, wenn diese am Ende das Feuer für ihren Job verlieren? Wenn sie nur noch frustriert sind?

Was das Ganze weiter erschwert

Bevor du jetzt denkst, das war schon alles – es gibt noch weitere Faktoren, die das Ganze noch verschlimmern.
Denn je nach Geburtsmonat des Kindes, kann es durchaus passieren, das die Kinder erst 5 Jahre alt sind, wenn es mit der Schule losgeht. Der aktuelle Stichtag für Schulkinder bei uns in NRW ist der 30. September. Das heißt, Kinder die bis zum 30. September 6 Jahre alt werden sind ab dem 1. August schulpflichtig.
Natürlich gibt es Kinder, für die das so passt und bei denen das auch kein Problem darstellt.
Allerdings gibt es auch viele Kinder, die mit 5 Jahren einfach noch nicht bereit für die Schule sind. Vor allem was das Sozialverhalten angeht, ist es für so junge Kinder oft noch schwer. Auch die Konzentrationsfähigkeit ist in dem Alter noch nicht so groß. Langes Stillsitzen und Zuhören fällt gerade den kleinen oft noch sehr schwer. Ein Jahr macht gerade in dem Alter unheimlich viel aus.

Wenn ich da an meine Kinder denke ist eins klar, mit 5 Jahren wären beide in der Schule völlig verloren gewesen. Ich habe allerdings Glück was das angeht. Denn, mein Plan, zwei Sommerkinder zu bekommen, ist nicht aufgegangen und meine Zwerge sind im November und Dezember geboren. So wurde der Große 2021 mit sechseinhalb Jahren eingeschult und auch der Kleine ist schon sechseinhalb, wenn er im Sommer in die Schule kommt.
Doch bei dem ein oder anderen Kita Freund meiner Zwerge sieht die Sache ganz anders aus. Natürlich gibt es auch die Möglichkeit, sein Kind zurückstellen zu lassen und dem Kind so ein weiteres Jahr Kindergarten zu schenken. Das ist nur leider gar nicht so einfach und letztlich gibt es einige Stellen, die dem ganzen zustimmen müssen. Angefangen von Kita und Schulleitung über den Kinderarzt bis hin zum Arzt bei der vorschulischen Untersuchung, müssen alle der Rückstellung zustimmen. Letztlich reicht es dann oft, wenn nur ein Beteiligter gegen die Rückstellung ist und das Kind muss doch mit 5 Jahren in die Schule. Genau das ist einer Mutter mit ihrem Zwerg in unserer Kita gerade passiert. Bei der Schuluntersuchung war der Arzt der Meinung, das Kind ist schulreif, also muss der Zwerg nun doch diesen Sommer in die Schule. (Ja, in die Klasse mit 30 Kindern) Obwohl die Mutter ganz klar gesagt hat, dass sie das unter keinen Umständen möchte. Obwohl die Kita ihm extra den Platz freigehalten hatte.


Meine Gedanken dazu

Wie kann es sein, dass so eine wichtige Entscheidung über das Leben eines Kindes jemand trifft, der das Kind gar nicht kennt?
Dieser Arzt hat das Kind nur ein einziges Mal gesehen und das vermutlich nicht viel länger als eine halbe Stunde bis Stunde und er entscheidet nun, über den Wunsch der Eltern hinweg, dass der kleine schulreif ist und in die Schule gehen soll?
Obwohl der Kinderarzt, der das Kind viel länger kennt, die Kita, die das Kind jeden Tag betreut, die Schulleitung, die im engen Kontakt zu den Eltern steht und vor allem die Eltern alle sagen, er ist noch nicht so weit?


Wie kann das sein? Warum fällt niemanden auf, dass hier was ganz gewaltig schief läuft? Wieso hat ein Wildfremder hier die Entscheidungsgewalt?


Klar, der Kleine freut sich jetzt auf die Schule. Doch ist es die richtige Entscheidung für ihn? Meiner Meinung nach nicht. Natürlich wissen wir noch nicht, wie er letztlich zurecht kommt. Es ist durchaus möglich, dass er trotz all dieser Umstände gut klar kommt. Doch die Wahrscheinlichkeit, dass er früher oder später Schwierigkeiten in der Schule haben wird, ist relativ hoch. Nicht zu vergessen, dass er natürlich dann auch noch sehr Jung ist, wenn er mal mit der Schule fertig ist. Dann soll er mit 15 oder 16 schon entscheiden, was er mit dem Rest seines Lebens anfangen soll?
Diese Entscheidung des Schularztes wird den kleinen Mann also noch sehr lange begleiten.

Was können wir nun tun, um etwas zu verändern?

Klar, wir können meckern, wie eine Herde Schafe und uns darüber aufregen. Doch ändern, werden wir damit im Schulsystem nichts. Statt also nur darüber zu reden, ist es Zeit, zu schauen, was kann ich tun, um die Situation zu verändern und für unsere Kinder zu verbessern. Jede:r einzelne von uns hat es in der Hand, etwas zu verändern. Was das in deinem Fall sein kann, musst du für dich herausfinden.

Mein Weg ist da ganz klar: Ich gehe in mit meinem Löwenstarken Kinder- und Familien-Training in die Schulen und auch schon in die Kitas und stärke die Kinder und all ihre Bindungspersonen. Außerdem stärke ich natürlich auch Kinder vor Ort in unserer Familienakademie in Duisburg mit meinem Löwenstarken Kindertraining.
Denn unsere Kinder brauchen kreative Lösungen für Konflikte, die sie sofort anwenden können. Sie brauchen Strategien, mit denen sie auch schwierige Situationen meistern können und müssen in ihrem Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl gestärkt werden.


Wir Eltern brauchen Methoden, die wir im Alltag nutzen können um unsere Kinder zu stärken. Strategien, die uns helfen, unsere Kinder da zu unterstützen, wo es nötig ist.

Denn nur so haben unsere Kinder in diesem System überhaupt eine Chance.

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